Reisserisch und falsch!

zum Spiegel Artikel: “ Rasende Rentner “ Ausgabe 47 | 2013

Rasender Stromrad Rentner mit PedelecSo, wie die Stiftung Warentest in diesem Jahr mit großen Kanonen auf Stromräder gefeuert hat, so zieht nun der Spiegel mit der Schrotflinte nach. Soviel vorab: beide Berichte riechen verdächtig nach Auftragsarbeit für die Automobilindustrie bzw. die Versicherungswirtschaft. Zur StiWa wollen wir uns nicht mehr äußern, das haben andere, z.B. Bosch, fundiert getan.

Nun also der Spiegel. Der Artikel, auf Bildzeitungsniveau betitelt mit „Rasende Rentner“, pflegt wieder einmal die Schauermär vom ach so gefährlichen Stromrad. Weil eine Fahrerin unglücklich stürzt, zufällig auf einem Stromrad, ist natürlich selbiges daran schuld. Doch damit nicht genug: der Spiegel ortet nahezu wöchentlich „dramatische Crashs“! Oh Gott, mich schaudert

Ursache dieser Unfallflut, die scheinbar wie ein Tsunami über’s Land schwappt: die angeblich horrende Geschwindigkeit von sage und schreibe 25 Km/h! Jeder halbwegs fitte Zeitgenosse fährt in der Ebene zwar auch ohne Motor in diesem Tempo. Aber „betagte Turboradler“ sind damit offenbar vollkommen überfordert. Ist es denn nicht schlicht eine Unverschämtheit, bei Menschen über 60 pauschal eingeschränkte körperliche und/oder geistige Voraussetzungen zu vermuten, die sie ein Fahrrad mit 25 Km/h nicht mehr beherrschen lassen, während der gleiche Personenkreis für absolut fähig gehalten wird, ein Auto mit 200 Km/h über die Autobahn zu jagen? Aber um kritische Würdigung oder gar um Fakten geht es in diesem Artikel scheinbar weniger.

Mit ein wenig Recherche hätte man heraus bekommen, dass der „rasende Rentner“ als „bester Kunde der E-Bike-Industrie“ nur in der zurechtgebogenen Weltsicht des Spiegels existiert. Nach Untersuchungen des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Schlegel und Partner (schlegelundpartner.de) sind inzwischen die 18-50 jährigen mit 60% Anteil die mit Abstand größte Stromrad Käufergruppe.

Und auch das – es muss wiederholt werden: auf Bildzeitungsniveau zusammengeschriebene Horrorszenario pausenlos schwerster Unfälle durch Stromräder – ist schlicht falsch. Die einzige belastbare Statistik dazu in Deutschland ist die bayerische Unfallstatistik (dort werden Unfälle mit Stromrädern getrennt erfasst), welche für das erste Halbjahr 2012 – neuere Daten liegen noch nicht vor – unter 6186 Unfällen mit Fahrrädern gerade einmal 76 „Fahrräder mit elektrischer Tretunterstützung“ ausweist. Das sind 1,2% bei einem Marktanteil von 8%! Sprich: die angeblich so brandgefährlichen Stromräder in tattriger Rentnerhand sind in der Unfallstatistik eindeutig unterrepräsentiert!

Des Spiegel-Rätsels Lösung scheint durchzuschimmern, wenn ausgerechnet ein Unfallforscher im Auftrag der Versicherer eine eigene Klasse für Stromräder fordert. Vermutlich natürlich versicherungspflichtig, denn da liegt ja ein Milliardenmarkt für die Versicherungskonzerne brach! Und wenn dadurch, weil unattraktiver geworden, viele Stromräder nicht mehr gekauft und stattdessen CO2 fröhlich durch den Auspuff geblasen wird, wird auch die Automobilindustrie nichts dagegen haben. Womit wir wieder bei der Stiftung Warentest wären.

Ulrich Weckler

PS.: Für uns Stromradler steht Beratung und Service im Stromrad City-Shop immer an erster Stelle!

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